News in der Flaute

Flaute ist, wenn der Wind nicht in die Segel der Piratenschaluppe bläst und sie ruhig, unbeweglich auf dem Liedermeer liegt. Es ist eben August, Urlaubszeit, Regierungspause und Zeit für die Medien, Nessie, das Monster von Loch Ness, auszugraben oder ähnliche unbedeutende Stories.

 

Auch bei den Riffpiraten ist erst einmal Gemächlichkeit angesagt. Wir proben zwar, doch große Aktivitäten stehen momentan nicht an. Es ist die Ruhe vor dem Sturm, jenem Orkan, der am 30. September durch den Saal der Brauerei Wagner fegen soll. Vorher wollen wir, so es klappt, in der Bamberger Fußgängerzone auf den Gig aufmerksam machen und ein bisschen akustisch spielen und Infos verteilen. Eine oder zwei Wochen vor dem Jubiläums-Gig.

 

Rainer hat die nächsten Tage gut mit dem Stettfelder Theater zu tun, wo er sich für die Technik engagiert und sich nach der Woche mit den Aufführungen erholen muss. Von daher ist es gut, dass wir im August keinen Gig haben. Dem Wunsch des Wirts vom Bistro Balu, am Kirchweihsamstag dort aufzuspielen, kamen wir nicht nach, weil im August bei uns Gemächlichkeit ansteht. Da sammeln wir Kraft für den großen Gig am 30. September. Kontakte zu den Medien haben wir vorgenommen, doch bislang kein Feedback erhalten. Total ignoriert werden wir von Radio Bamberg, dessen Programmleiter Stephan Burkert es nicht einmal für nötig hält, auf unsere mehrmaligen e-mail Anfragen zu antworten, obwohl ich bereits persönlich in der Redaktion vorgesprochen habe. So eine Arroganz ist eigentlich Fehl am Platz, wenn man für seine Hörer da sein will. Vielleicht hält sich der Typ für eine große Nummer in der Welt des Radiofunks? Wie dem auch sei, dann müssen wir weiterhin ohne den Support des Provinzsenders auskommen, getreu unserem Song: "Leckt uns doch am Arsch, ihr könnt uns mal".

 

Der Komiker Paul hat am Freitagabend um 22.30 Uhr auch angerufen. Das ist nicht der von der Satireshow, sondern der von der "Rock und Dartkneipe". Wenn jemand zu so später Stunde anruft, muss was Wichtiges sein, dachte mir, doch er wollte anfänglich nur wissen, ob der Gigtermin im November fest vereinbart sei. Weil wir ja eh nicht mehr bei ihm spielen wollten sagte ich, ich wüsste nicht und müsste erst meine Bandkollegen fragen. Dann nuschelte er ins Telefon, dass jetzt ja die Dartsaison begänne und das nichts ist mit einem "Mischmasch". Er wollte sich auf die Dartwerfer konzentrieren und nicht so auf Livemusik. "Wenn ihr aber die Leute mitbringt und die Bude vollmacht, dann können wir über einen Termin sprechen." Ein wahrer Witzbold, der Paul. Ich habe ihm klargemacht, dass wir normalerweise Gage bekommen und keine Leute mitbringen. Da hat er aufgelegt.

 

Nun, Bamberg wird wohl nicht um eine Musikkneipe reicher. Es reicht halt nicht, wenn man eine alte, heruntergewirtschaftete Gaststätte mietet oder kauft, ein schönes Namenschild und Visitenkarten fertigen lässt und innen drinnen der Mief des letzten Jahrhunderts kauert. Wer nicht bereit ist, wenigstens ein bisschen in Atmosphäre zu investieren, das eine oder andere Musikrequisit, hier und da ein paar Lichter, dort ein Musik- oder Konzertposter, der braucht sich nicht wundern, wenn die verwöhnte Musikklientel ausbleibt. Jedenfalls ist das keine Rockkneipe und wird es bei der Einstellung auch nicht. Für Dart braucht er keine Atmosphäre, da ist das scheißegal. Dreist ist es, wenn Komiker Paul glaubt, er kann Musikgruppen angeln, die noch nicht einmal Gage bekommen, dafür aber ihre Fans mitbringen und ihm einen lukrativen Abend verschaffen. Und bei allem fehlenden Ambiente gibts Bier aus der Flasche und den hausgemachten Hamburger muss man mit den Finger essen. Da hat er kein Besteck für. Nur gut, dass wir schon vorher beschlossen hatten, never ever sein Etablissement aufzusuchen. 

 

Dass Events nicht so berauschend sein können, hat man dieses Jahr in Wacken gesehen: Das Open Air ist abgesoffen. Bei wolkenbruchartigen Regenfällen weichte der Boden schon vor Festivalbeginn auf, so dass bereits die ersten Fahrzeuge von Traktoren durch den Morast an ihren Standort gezogen werden mussten. Weil sich die Situation derart verschlimmerte, dass die Sicherheit der Besucher nicht mehr gewährleistet werden konnte, verhängten die Veranstalter ein "Einreiseverbot". Das bedeutete, dass die armen Metaller, die teilweise durch die ganze Republik karrten und gerade einmal drei, vier oder fünf Kilometer vor dem "Loch" im Stau standen, abziehen mussten. Auf einem Privatflugplatz, einem Lebensmittelmarkt und am Hamburger Stadion hat man dann die Musikfans übernachten lassen. Wenigstens. Bei allem Verständnis der Fans kam auch Kritik und Missstimmung auf, weil die Veranstalter viel zu spät auf das schlechte Wetter und dessen Prognosen reagiert hatten.

 

Ich verstehe das sowieso nicht, bei aller Liebe zur Musik. Wie kann man Menschen zumuten, dass sie in einem Morast ein Festival ertragen müssen und sich Bedingungen aussetzen, wie sie sonst nur im Schweinestall zu finden sind? Dass ein gewisser Prozentsatz sich volltrunken im Morast wälzt wie ein Schwein mag man nachvollziehen können. Menschen machen die blödsinnigsten Sachen. Aber ich unterstelle einmal, dass 90% der Besucher normale Menschen sind, die eine gewisse Hygiene schätzen und das nur ertragen, weil man es ihnen als "Kult" verkauft und mit dem Erwerb der Eintrittskarte gratis unterschiebt. Morast und Schlamm in Wacken sind kein Einzelfall sondern Regelbetrieb. Angesichts einer zunehmenden political correctness muss man sich aber fragen, ob Wacken in der Form sich nicht überlebt und ausgedient hat. Wie kann ein Landratsamt eine solche Veranstaltung genehmigen, wenn die Sicherheit der Besucher nicht vollumfänglich gewährleistet werden kann? Hier müsste sich etwas ändern. Befestigte An- und Abreisewege, sichere Standpläte und ein befestigter Bereich vor den Bühnen. Wenn man das dort wegen den Äckern nicht hinbekommt, dann muß das Festival auf örtliche Lokalitäten ausweichen, wo eine Wegbarkeit uneingeschränkt gegeben ist. Aber offensichtlich ist das Blinken der Eurozeichen in den Augen aller Wackener stärker, als der Wunsch nach menschgerechten Rahmenbedingungen. Oder will man die Message verbreiten, dass Metalheads Schweine sind? Wohl kaum. In diesem Sinn: Wind of Change over Wacken.

 

Ein Kommentar zu dem diesjährigen Schlammchaos unter einem Youtubevideo brachte es dann auf den Punkt: Schlamm, Pisse, Scheiße, Kotze; Wacken, nein danke!

 

Mehr ist für heute nicht. Ahoi.