Das war der Pflasterklang 2019

Da sitzen sie, die "4 älteren Herren" (wie sie im Programm angekündigt wurden) und sind zufrieden vom Tag. Es ist kurz vor 20 Uhr am Mainufer, an der Gutermann-promenade, wo auch die Riffpiraten noch zwei bis vier Lieder spielen wollten. Es wurde dann doch eine knappe dreiviertel Stunde.

 

Ich gebe es zu, es hat gereicht und ich hätte nicht länger spielen wollen und können. Doch Rainer brachte es auf den Punkt: Der Rock'n'Roll ist ein hartes Geschäft. Wie wahr (für ungeübte Amateure).

 

An dieser Stelle möchte ich mich bei all unseren Familienmitgliedern, Bekannten, Arbeitskollegen und Freunden bedanken, die den Weg nach Schweinfurt zum Pflasterklang gesucht hatten und uns unterstützten. Ein herzliche Dankeschön.

 

Es war toll, es waren wunderschöne Momente und, wie Rainer es über Telegram (der Alternative zu WhatsApp) gegen 23 Uhr schrieb: "Das hat auch gezeigt, dass wir als Band funktionieren." Mit den drei "älteren" Herren Musik zu machen, ist purer Spass. Das hatten auch die Zuhörer gemerkt, die wir mit unseren eigenen Liedern beschallten. Unsere Musik kam an, sie hat begeistert und das war unglaublich toll zu sehen. Man bewegte sich im Rhythmus zu unseren Songs, sang Refrains mit ("Frei", "Nicht mit mir"), ein Paar tanzte sogar, Leute blieben den ganzen einstündigen Auftritt über bei uns. Wenn das keine Begeisterung für unsere Lieder ist...

 

Alles richtig gemacht? Fast. Wir hätten auch für Gesang und meine Gitarre einen Verstärker mitnehmen sollen, so wie es andere Gruppen machten, damit man die Texte weit über unsere Standfläche hinaus verstehehen konnte (vor allem vor der Sparkasse an der Hadergasse, wo noch Kfz-Betrieb herrschte). Beim nächsten Mal werden wir das beheben.

 

Es war eine gelungene Veranstaltung vom KulturPackt Schweinfurt. Gut organisiert und die Rückzugsmöglichkeit ins OBA half, Energie zwischen den Auftritten neu zu tanken. Ein Dank an die netten Damen, die sich um die Künstler bemühten und Kaffee, Brot und Brötchen, Wurst- und Käseplatten und weitere Leckereien anboten. Im OBA trafen sich die Künstler, man unterhielt sich über Musik und den Pflasterklang und ruhte sich ein wenig aus, bevor es wieder raus in die Fußgängerzone zum nächsten Standplatz ging.

 

Dreimal spielten wir und bereits nach dem zweiten Auftritt hatte meine Stimme gelitten. Man muss sehr laut singen um sich ohne Verstärker im Freien Gehör zu verschaffen. Doch nicht nur die Stimme zeigte Abnutzungserscheinungen, es waren auch die Muskeln vom Fuß bis in den Oberschenkel, die Lust auf Krämpfe verspürten und sich bemerkbar machten. Mit dem Schweiß wurde nicht nur Körperwasser ins T-Shirt und die Hose gepumpt, sondern auch wichtige Minerale. Da halfen die vielen Apfelschorle auch nichts. Aber es ging gut und der dritte Gig vor dem Weltbio war ein Erfolg.

 

Im Morgenbuschfunk des Sonntags meldete Rainer "Krämpfe am ganzen Körper" und Uwe Muskelkater in den Hüften (jaja, das lange Stehen auf der selben Stelle!) und ich postete ein Bild von meinem bandagierten rechten Unterarm. Stephan dagegen funkte: "Also mir tut nix weh." Ja, nächstes Mal tauschen wir, ich setz mich hin und Stephan darf in der ersten Reihe herumhüpfen und die Zuhörer animieren, hin- und herrennen und "Spässle machen". Wenn man dann noch zehn Jahre draufschlägt, vielleicht wird er dann auch posten: "Oh, mir tut alles weh!" It's only Rock'n'Roll but I like it.

 

Als wir pünktlich um 11.30 Uhr am Markt zu spielen begannen, hing der Himmel voller Wolken und es sah verdächtig nach Regen aus. Den Großteil des Gigs hielt es, bevor es dann doch leicht regnete, was man im Beitrag von SW-N.TV bei unserem Lied "Super" sehen kann (https://in-und-um-schweinfurt.de/lokales/strassenmusikfest-pflasterklang-schweinfurt-2019-der-filmbeitrag-und-bilder/). Glücklicherweise regnete es nur leicht und nur kurz und vor allem nur am Ende unserer Performance. Wäre ja auch schade gewesen, wenn heftiger Regen die zwei Familien vertrieben hätte, deren zwei ca. dreijährige Kinder derart Gefallen an unseren Songs fanden, dass sie die ganze Zeit tanzten. Und bei heftigen Regen wären es auch nicht so viele Zuhörer gewesen, die uns bei dem Lied "Nicht mit mir" bereits nach dem ersten Refrain mit heftigen Beifall unterbrachen. "Wartet, es geht noch weiter". Kein Wunder auch, denn das Lied ist wie für Schweinfurt und seine Arbeiter gemacht und es nötigte einige Zeitgenossen, die Zeile mitzusingen, die einem aus der Seele fuhr: "Leckt mich doch am Arsch..."

 

13.30 Uhr vor der Sparkasse in der Habergasse hatte andere herausragende Momente. Da war das Paar mitte dreißig, schwarz gekleidet, tätowiert, viele Ohrringe. Nett waren sie und sie passten zu unserem Lied "Anders" wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Ich habe sie nach vorne geholt, der Frau das Lied gewidmet, in dem es um Voruteile von Menschen geht, die anders aussehen und deshalb gemieden werden. Und als der Mann seiner Frau beim Refrain einen langen Kuss gab, sah man, das hatte gepasst: "Sie ist irgendwie cool und irgendwie anders / Mit den Frauen die kennst hat sie nicht viel gemein / Sie ist irgendwie cool und nicht wie die Andern / Und du hoffst insgeheim, sie wird immer so sein." Und dann war da noch der hupende Autocorso einer Hochzeitsgesellschaft, der just bei unserem Lied "Zebrastreifen" die Hadergasse passierte. Leider habe ich es nicht schnell genug auf die Straße geschafft und mich nur vor dem letzten Fahrzeug postieren können. Nur zu gern hätte ich der ganzen Corso-Meute den "Zebrastreifen" zelebriert, so bliebs beim Schlusslicht.

 

Akustisch war es 15.30 vor dem Weltbio besser als in der Hadergasse. Kein Verkehr, außer ein paar Taxis, die langsam kreuzten. Wieder hatten wir Zuhörer, die den ganzen Gig über blieben (zusätzlich zu unseren Familien, Freunden und Bekannten). Ob wir eine CD hätten? Hm, noch nicht, wird vielleicht noch werden. Aber da ist unsere Homepage...

Die Publikumsmischung war "gut geschüttelt". Jüngere Leute, die sich die Riffpiraten antaten und auch ältere Menschen die mitklatschten. 

Unsere Musik kam an. Uwe spielte mit stoischer Ruhe den Bass, Stephan ließ seine Gitarre über den "Hosentaschen-Amp" von Marshall laufen und Rainer trommelte im gewohnten "Zuverlässigkeitsmodus". Wohl denen, die solch einen Drummer in ihrer Band haben. Dass Rainer alles gab zeigte sich auch in leichten Krämpfen in den Händen. Wie war das? Rock'n'Roll ist hart.

 

Mit seinem Wägelchen, auf dem die Schlagzeugutensilien u.a. in einem Koffer untergebracht waren, sah Rainer wie der "Kofferkuli" aus alten Bahnhofstagen aus. Es waren dann auch weite und holprige Wege durch die Fußgängerzone Schweinfurts, von Gig zu OBA und wieder zu Gig und nochmals zu OBA.

 

Gegen 17.30 Uhr gab es dann Essen in einem Lokal an der Mainpromenade und es schmeckt nach der Anstrengung köstlich. Schnitzel mit Kartoffelsalat und verschiedenem Salat, oder alternativ vegetarisch. Dazu gönnten sich Rainer, Uwe und ich ein Bier, der wohlverdienten Abwechslung nach Mineralwasser und Apfelschorle. Nur Stephan und sein Sohn Lorenz, der den ganzen Tag als Roadie und Percussionist dabei war, blieben bei Spezi. Der Jongleur Kaa aus Bischberg saß bei uns mit am Tisch und wir hatten eine interessante Unterhaltung über Vinyl-Platten und alte Woodstocktage, bevor wir uns einen Standplatz an der Gutermannpromenade sicherten, um abschließend zwei, drei Lieder noch zu spielen. Wie erwähnt wurden es etwas mehr. Eine große Gruppe von "Männlein und Weiblein" im guten Alter "around fifty" blieb fast den ganzen Gig über bei uns und war sichtlich angetan (ja, unsere Musik verleitet zu rhythmischen Bewegungen). Und es kam nochmals der Rosenheimer, der wegen des Pflasterklangs vorzeitig nach Unterfranken fuhr, wo er Montag einen Gerichtstermin mit seiner Ex wegen des Sorgerechts der Kinder hatte. Er erzählte uns seine Story und ich spielte solo nur für ihn unser Lied "Frei". Das hat ihn berührt und uns einen weiteren unvergleichen Moment beschert.

 

Der Strom der Passanten nahm zu und meine Power ab. Nach einem vollen Tagesprogramm kein Wunder. Rainer hatte aufs Schlagzeug verzichtet, weil sich der Auf- und Abbau für zwei, drei Lieder nicht lohnte und das Cajon mit den Händen bearbeitet. Die taten ihm nun nach 40 Minuten Percussion weh. Nur Stephan mit dem Fake-Armtatoo und Uwe hätten wohl noch weiterspielen können. Aber gegen 20.45 Uhr sollte dann der erfolgreiche Tag zuende gehen. Einmal muss Schluss sein.

 

Viel erlebt, viel gespielt, viele Impressionen, viele Erfahrungen und vor allem viel Spass. Vier Musiker, Rainer, Stephan, Uwe und ich, die alles gaben, was ihnen zur Verfügung stand. Mehr ging nicht. Und wir wurden mit tollen Reaktionen und Momenten belohnt.

 

Das Nachspiel vom Pflasterklang wird dann in einer Pizzeria stattfinden, wo wir die eingenommenen Euros in Pizza und Bier umsetzen werden. Und das reicht, für einen guten Abend. Keep on rockin'.