Keep on rockin'

Zugegeben, es war als wären alle sechs Gitarrensaiten auf einmal gerissen oder mitten im schönsten Lied wird der Saft abgedreht. Uwe hatte bis zum Abend des Donnerstags keine Ahnung und Stephan berichtete ich am Morgen vom Rückzug Romans als Schlagzeuger. Die Riffpiraten ohne ihren Drummer? Ebenfalls zugegeben, es brachte mich etwas um den Schlaf. Das einzige, was mir nach dem Lesen und Verstehen von Romans e-mail einfiel war, den Kontakt zu einem Druminteressierten zu suchen, der sich damals nur wenige Tage nach der "Verpflichtung" Romans als Drummer auf unsere online-Anzeige bei Thomann meldete. Das war Ende September und leider ein paar Tage zu spät.

 

Also kontaktierte ich Rainer und fragte nach, ob er noch Interesse hätte. Ich bekannte mich dazu, dass es die "Lückenbüßerrolle" wäre, was Rainer in der Antwortmail nicht so sah. Er kannte dies von anderen Gruppen, dass Mitglieder auch mal abspringen. Noch eine e-mail und ein Telefonat und er meinte, er wollte am Abend bei der Probe vorbeischauen. Das nenn ich Spontanität.

 

Rainer stand pünktlich auf der Matte, oder muss man sagen: auf der Planke? Er hatte sich auf youtube unseren Teaser angesehen und ich vermute, der hat ihn nicht derart geschockt, dass er sich mit Riffpiraten nicht abgeben mochte. Ein bisschen Smalltalk, dann holte er die Sticks aus der Tasche, einen Takt anzählen und schon ging die Post ab.

 

Nochmal zugegeben: Rainer ist ein "Profi". Er setzt sich hinters Schlagzeug, bekommt mit 8 Takten den Rhythmus vorgespielt und legt dann los, als hätte er schon öfters mit uns das Lied geprobt. Er hat den Groove, absolut. Das ist eine andere Liga. Okay, er spielt mehr als 30 Jahre Drums und hatte bereits, wenn ich das richtig verstanden habe, in drei Bands gespielt, u.a. einer Punk-Band. Seit vielen Jahren ist das mit Bands aber vorbei und er trommelt allein zuhause.

 

So, da haben wir nun keine 24 Stunden nach dem Rückzug unseres Drummers einen "Ersatzmann" hinter der Schießbude und sind überwältigt von unseren Eindrücken. Ja, wir hätten gerne mit Roman weitergemacht und ja, nach dessen Rückzug würden wir gern mit Rainer weitermachen. Das würde aber schlagartig die Erwartungen in uns nach oben schrauben. Ich hatte immer gesagt, ich würde auch gerne mit einem Drum-Anfänger spielen, jetzt ist es genau das Gegenteil: ein alter Hase steht uns zur Seite. Vielleicht.

 

Entschieden ist noch nichts. Rainer hat Bedenkzeit bis zur nächsten Probe. Ob er sich dann für uns entscheidet darf und muss überdacht sein, so chaotisch wie wir sind. Wie? Warum? Ist schon klar: Auf unserem Schiff kann man schnell seekrank werden. Oder fallen einem die Ohren ab? Rollen sich die Fußnägel hoch? Quatsch.

 

Die Riffpiraten schweben also zwischen Hoffen und Bangen. Sagt Rainer zu oder geht die Suche nach einem Drummer weiter. Egal wie es ausgeht, die gestrige Probe hatte einfach einen tollen Groove und hat mehr als Spaß gemacht. An der Stelle möchte ich der Form halber aber klarstellen, dass das Zusammenspiel mit Roman super war und wir gern mit ihm musiziert haben. Zumindest auf dem Bild von unserer historischen, ersten Probe bei Stephan wird er uns erhalten bleiben. Das Bild hängt auf Alu im Proberaum. Roman, danke für die netten Stunden! Bist echt ein toller Kerl. Und wir wissen, Familie geht vor.

 

Ich halte das hier fest, um es später einmal nachzulesen, irgendwann einmal. Dann liest man es und denkt, ja so war das. Wie das jetzt ausgeht, ich kann es nicht sagen. Rainer steht jetzt am Ruder und entscheidet, welche Richtung das Beiboot nimmt: In Richtung Riffpiraten, oder entgegengesetzt.

 

Ach, und weil ich das witzig finde, möchte ich noch von dem Gedanken erzählen, der mir heute durch den Kopf ging. Szenario: Die Riffpiraten mit Rainer als Drummer bei einem Gig vor vielen (?!?)  Zuhörern. Gig ist durch, Leute klatschen, sind gut mitgegangen und dann höre ich vom Bühnenrand ein Gespräch.

"Ja, die Songs von denen sind nicht schlecht."

"Stimmt, aber eins muss ich sagen!"

"Was?"

"Der Drummer ist spitze, aber die anderen sind scheiße!"

 

Hahaha. Aber mal ehrlich. Damit könnten wir leben. F*** ya all!

Nee, nicht jetzt!